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Verenas unvergessliche Reise nach Rom: Teil 2

Fortsetzung: Mit dem Rad vom Brenner in die ewige Stadt
Rast mit Ausblick auf die Südtiroler Landschaft

Bereits letzte Woche haben wir Ihnen im ersten Teil dieses Blogbeitrags von den Erlebnissen unserer Geschäftsleiterin Verena Sonnenberg in Italien berichtet. Nach einer sehr herausfordernden Radsaison 2020 hat sie sich dazu entschieden, sich eine kurze Auszeit vom Alltag zu gönnen und sich einer persönlichen Herausforderung zu stellen – nämlich alleine mit dem Fahrrad vom Brenner nach Rom zu radeln. Ihr Fahrrad, zwei Satteltaschen voll Gepäck, die Eurobike GPS-Daten, unsere Reiseunterlagen und viele gute Wünsche begleiteten Verena auf ihrem ereignisreichen Weg nach Rom. Und nach diesen zwei Wochen hatte sie uns so viel zu erzählen, dass es sogar für einen zweiten Blogbeitrag reichte. Sie sind schon gespannt, wie ihre Reise von Verona nach Rom weiter ging? Dann lesen Sie am besten gleich weiter.

Rast mit Ausblick auf die Südtiroler Landschaft

Durch die Emiglia Romagna – ein kulinarisches Highlight

Ich muss zugeben, in Verona hätte ich schon noch ein, zwei Tage länger bleiben können. Nicht nur weil die Stadt einfach umwerfend ist, sondern auch weil sich mein Allerwertester an diesem Punkt sehr über die bereits geradelten Kilometer beschwerte. Aber das war leider im Zeitplan nicht eingeplant und die Schmerzen vergingen auch recht schnell wieder. Um etwas Zeit zu sparen, radelte ich nicht durchgängig am Verlauf der Eurobike Route nach Venedig und von dort nach Florenz und Rom, sondern kürzte etwas ab und fuhr auf eigene Faust durch die Emiglia Romagna.

Wie ich bereits erwähnte, bin ich als Österreicherin kein Fan von flachen Strecken und so wurde mir die Radstrecke, zuerst entlang der Etsch, dann dem Po entlang, schnell etwas langweilig. Dafür fand ich hier etwas anderes, dass mich restlos begeisterte – nämlich die himmlische Küche der Emiglia Romagna. Wenn ich nur an die köstlichen Tortellini al tartuffo denke, die ich in der Radlerstadt Ferrara gegessen habe, läuft mir heute noch das Wasser im Mund zusammen.

Und irgendwann wird man müde

Nach circa einer Woche war ich in der Nähe von Ravenna angekommen. Zu diesem Zeitpunkt war ich zugegebenermaßen schon etwas müde vom Radfahren. Sie müssen wissen, dass es schon früh dunkel wurde. Um mein tägliches Ziel zu erreichen, musste ich zeitig morgens aufbrechen und durfte nicht trödeln. Wenn ich dann am frühen Abend an meinem Ziel angekommen war, wollte ich meistens gleich eine warme Dusche, denn es war bei Gott nicht mehr warm in Italien. Sehr viel Zeit zum Sightseeing blieb da leider nicht mehr. Deshalb war mir nach einer Woche am Rad auch nach einer Pause zumute, also radelte ich ans Meer und verbrachte einen herrlichen Faulenzertag, dick eingemummelt in einen kuscheligen Pulli auf einer Strandliege, blickte aufs Meer und genoss die Ruhe, die mir wirklich gut tat.

Piadina und Aperol Spritz

Auf den Spuren unserer Venedig – Florenz Route ging es am nächsten Tag ausgeruht und voller neuer Energie in Richtung Faenza und ich freute mich immens, als ab Faenza die Landschaft mit jedem Pedaltritt etwas hügeliger wurde. Und es wurde immer schöner. Mit der Zeit säumten dann Weinberge, Zypressen, Mandelbäume und Olivenhaine meinen Radweg. Es war gerade Erntezeit. An ein Bild erinnere ich mich ganz besonders gerne. Während einer Radlerpause beobachtete ich eine Familie, vom Großvater bis zum Kleinkind, bei der Olivenernte. Danach machten sie gemeinsam ein lautes, singendes, lustiges, einfach italienisches Picknick mit regionalen Köstlichkeiten, bei dem man sich nur allzu gerne selbst dazu eingeladen hätte. Ich glaube, dass war sicher einer der schönsten zehn Momente meiner Reise – die Harmonie und den Zusammenhalt einer italienischen Familie beobachten zu dürfen.

Ausblick Küste bei Ravenna

Italien is(s)t einfach köstlich

Nach Brisighella änderte sich die Landschaft abermals. Hier fängt der Apennin an. Das Landschaftsbild war hier von stolzen, alten Kastanienbäumen gezeichnet und ich ertappte mich bei dem Gedanken, ob hier wohl viele Kastanien gegessen werden. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen auf den Apennin hinauf zu radeln – ein Sturzregen verhinderte aber meinen ambitionierten Plan. Stattdessen strandete ich in dem zauberhaften Kastaniendorf Marradi, wo ich, was soll man bei schlechtem Wetter denn sonst tun, dem hiesigen Dorfwirt einen Besuch abstattete. Es war eines der typischsten Lokale, dass ich in Italien je besucht habe – ein Treffpunkt für Jung und Alt mit viel Gelächter, spielenden Kindern und hervorragendem Essen. Kaum am Tisch angelangt wurden mir selbstgebackene Crostini serviert, die so gut schmeckten, dass ich eigentlich nichts anderes mehr haben wollte. Ich habe mich dann aber doch zu einem perfekt gebratenen Steak mit aromatischen Steinpilzen überreden lassen. Es war einfach unglaublich gut und als ich dann mit vollem Bauch und einem guten Glas Rotwein so dasaß und die Szene beobachtete, überkam mich eine vollendete Zufriedenheit. Es war ein wunderbarer Abend und ich bemerkte, wie entspannt ich war.

Edelkastanien

Florenz ist immer eine Reise wert, aber…

…Dauerregen und Eiseskälte habe ich mir für den Besuch dieser tollen Stadt wirklich nicht gewünscht. Die letzten Kilometer vor Florenz waren dann so furchtbar, dass ich mich dazu entschloss, mit dem Zug abzukürzen. Ich bin wirklich nicht zimperlich, aber wenn man das Wasser schon in den Schuhen stehen hat und mit eiskaltem Gegenwind zu kämpfen hat, muss man sich selbst nichts mehr beweisen. Die Stadt war aber wie immer fast kitschig schön und so ruhig hatte ich sie natürlich noch nie erlebt.

Fahrrad im Regen

Und hier startete für mich die schönste, authentischste und italienischste Etappe meiner Reise - von Florenz nach Rom.

Auf den Spuren der Etrusker in Umbrien

Ich habe wirklich viele Regionen und Städte Italiens bereits bereist. Eine Ecke, die ich bis dato aber noch nicht oder nur wenig kennengelernt hatte, war Umbrien. Was kann man zu dieser Region sagen – einfach nur WOW! Die Region ist sehr viel ursprünglicher als andere beliebte Touristenregionen Italiens und ihre Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Umrahmt wird diese Idylle immer wieder von Bergen. Man radelt vorbei an Haselnussplantagen, an Weinbergen und Olivenhainen und alles ist so… friedlich und harmonisch. Die bezaubernden Städtchen befinden sich meistens auf Hügeln, was das Bild malerisch und romantisch erscheinen lässt, für eine Radfahrerin wie mich aber zugleich auch etwas anstrengend war. Doch der Blick, der sich von dort oben bot, war die Anstrengung allemal wert. Abends, wenn ich dann durch diese Ortschaften schlenderte, herrschte hier eine ganz besondere Stimmung, die einen in vergangene Zeiten zurückversetzte. Es waren fast magische Momente, die ich hier erlebte.

Weingärten in Umbrien

Hier jagt ein Highlight das andere

Ich kann gar nicht sagen, was mir in Umbrien am besten gefallen hat, weil ich jeden Tag aufs Neue begeistert von dieser Region war. Ich erinnere mich gerne an das Bild des Trasimener Sees mit den kleinen Inseln im Vorder- und den etruskischen Dörfern im Hintergrund. Oder an Perugia, die Provinzhauptstadt, die ebenfalls auf einem Hügel gelegen ist und einen unglaublichen Blick auf die Landschaft bietet. Aber ganz besonders gerne erinnere ich mich an einen Moment in der atemberaubenden Stadt Assisi, als ich in der Basilica San Francesco saß. Dabei handelt es sich um die Kathedrale, die das Grab von Franz von Assisi beherbergt. Und während ich also so dasaß, ließ ich meine Gedanken wandern, dachte über die vergangene Saison und die gesamte Situation nach. Ich glaube das war der Moment, in dem der letzte Alltagsstress von mir abgefallen ist und in diesem Moment war ich einfach nur glücklich über meine Reise, zufrieden über das, was ich bereits geschafft hatte und neugierig, auf das was noch vor mir lag. Es war ein schöner Moment.

Basilica di San Francesco

„Ragazza, di dove sei?“

„Mädchen, woher kommst Du?“, war der Satz, den ich beinahe täglich hörte, wenn ich mir in einer kleinen Bar ein sündhaft süßes Gebäck und einen Espresso genehmigte. Ältere Herren, die die italienischen Bars als Treffpunkt zum Kartenspielen und plaudern nutzten, interessierten sich brennend dafür, woher ich kam, warum ich alleine mit dem Rad von Österreich nach Rom fahre und wo bei meinem Fahrrad wohl der Motor ist? Auch das zählt zu den vielen schönen Erinnerungen, die ich von dieser Reise mit nach Hause nehmen durfte.

Süßes Gebäck

Das Ziel vor Augen

Und dann nach einem weiteren Ruhetag in Narni kam ich überglücklich und auch ein bisschen stolz in der atemberaubenden Stadt Rom an. Es war ein überwältigendes Gefühl als mich mein Lebensgefährte vor dem Kolosseum glücklich in Empfang nahm. Ich hatte es geschafft! Ich war unendlich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen konnte und das ohne jeglichen Zwischenfall! Ich durfte zahllose, wunderschöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen, habe wie eine Königin gespeist und durfte Italien von einer Seite kennenlernen, wie ich es so vielleicht noch nicht kannte. Ich werde diese Reise immer als eine wunderbare Erfahrung in Erinnerung behalten. Doch nach zwei Wochen auf dem Fahrrad freute ich mich nun auf das Dolce far niente, auf normale Straßenkleidung und auf weitere magische Momente zu zweit in einer der aufregendsten Städte der Welt!

Verena vor dem Kolosseum
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